Nach Goethes Auseinandersetzungen und der anschließenden Trennung von Wieland und Herder wird die Weimarer Klassik oft nur zwischen Goethes erstem Aufenthalt in Rom (1786) und dem Tod Schillers (1805), seines engen Freundes und Kollaborateurs, beschrieben, der insbesondere Wielands Einfluss über das deutsche intellektuelle und poetische Leben unterschätzt. Daher könnte die Weimarer Klassik auch mit der Ankunft Wielands (1772) begonnen und sich über Schillers Tod hinaus bis zum Tod Wielands (1813) oder gar Goethes selbst (1832) ausgedehnt haben.
In Italien wollte Goethe durch eine formelle Ausbildung in Rom, Europas “Schule der Kunst”, sich als Schriftsteller wiederfinden und Künstler werden. Während er als Künstler versagte, schien Italien ihn zu einem besseren Schriftsteller gemacht zu haben.
Schillers Entwicklung als Schriftsteller folgte einem ähnlichen Weg zu Goethe, wie er als Schriftsteller von wilden, gewalttätigen, emotionsgetriebenen Stücken begonnen hatte. In den späten 1780er Jahren wandte er sich einem eher klassischen Stil zu; 1794 wurden Schiller und Goethe Freunde und Verbündete in einem Projekt, das neue Maßstäbe für Literatur und Kunst in Deutschland setzte und klassische Autoren prägen sollte.
Im Gegensatz dazu stand die zeitgenössische und ausufernde literarische Bewegung der deutschen Romantik und zum deutschen Klassizismus, besonders zu Schiller. Auf diese Weise kann man beide am besten verstehen, sogar bis zu dem Grad, in dem Goethe sie durchgehend und streng kritisierte von seinen Essays, wie “Über Dilettantismus”, über Kunst und Literatur. Die Kontinuität dieser Einwände erklärt nach Schillers Tod zum Teil das Wesen von Goethes Ideen in der Kunst und wie sie sich auch mit seinem wissenschaftlichen Denken vermischten, insofern es Goethes Werk kohärent macht. Der Weimarer Klassizismus kann als Versöhnungsversuch gesehen werden – in der “binären Synthese” – dem lebhaften Gefühl, das die Sturm-und-Drang-Bewegung mit dem klaren, von der Aufklärung hervorgehobenen Gedankengut unterstreicht, was bedeutet, dass der Weimarer Klassizismus intrinsisch unpatriotisch ist, auch wenn er heute so sehr den Gedanken an deutsche Literatur dominiert.