Daniel Kehlmann – Wegweiser einer neuen deutsch-literarischen Richtung?

Daniel Kehlmann schrieb seinen ersten Roman als 22-jähriger Student. Seither erntete er im In- und Ausland große Anerkennung, vor allem für seinen Roman “Die Vermessung der Welt”, der allein in Deutschland fast drei Millionen Mal verkauft wurde. Einige sagen, dass Kehlmanns Stil eine neue Richtung für deutsche Autoren ankündigt – eine, die Geschichte als fantastische Inspiration statt als Anklageschrift verwendet.

Kehlmann lässt die Geschichte Deutschlands mit einer geringen Rücksicht auf Spezifität lebendig werden. Stattdessen wählt er die Magie und den Glanz der Fiktion, um faszinierende Charaktere zu erschaffen, die spannend zu folgen sind. Er hat den Interviewern in der Vergangenheit erzählt, dass er mehr durch den magischen Realismus lateinamerikanischer Fiktion und die Ironie der anglo-sächsischen Schriftsteller beeinflusst ist als durch den deutsche Kanon, der mehr auf ernsthafte Selbstuntersuchung setzt.

Kehlmann wurde 1975 in München geboren und zog im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie nach Österreich. Seine Mutter war Schauspielerin und sein Vater Regisseur. Während seines Studiums der Germanistik und Philosophie an der Universität Wien veröffentlichte Kehlmann seinen ersten Roman Beerholms Vorstellung. Seitdem hat er eine Reihe von Kurzgeschichten und Romanen geschrieben.

Die Vermessung der Welt ist Kehlmanns bisher bekanntester Roman. Es greift auf das Leben zweier prominenter deutscher Wissenschaftler zurück – Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Der Roman stellt sich die beiden vor, Humboldt als engagierten Forscher und Gauss als erfolgreichen Wissenschaftler, und beide trafen sich 1828 in Berlin nach dem Sturz Napoleons. Der Roman stützt sich auf einen historischen Präzedenzfall, obwohl der größte Teil der Handlung vorgestellt wird.

Sein jüngster Roman F, der für den Deutschen Buchpreis 2013 nominiert wurde, konzentriert sich auf die Kämpfe einer Gruppe von Brüdern um die Jahrhundertwende. Ein Bruder ist ein Priester, der nicht an Gott glaubt, ein anderer ist ein gefallener Finanzier auf der Flucht vor dem Gesetz und der dritte Bruder möchte ein Künstler sein, aber er geht stattdessen in die Fälschung. Der Roman hat in Deutschland großes Lob und Kritik gefunden.